– Zusammenfassung des Referats vom 09.10.2015
Eine Klanginstallation kann zunächst als eine Schallquelle oder ein Verbund aus Schallquellen angesehen werden, welcher Schallwellen erzeugt, die beim Zuhörer als Klang interpretiert werden. Diese Schallquellen werden über eine bestimmte Zeit räumlich angeordnet (oder installiert) und stehen ggf. in Zusammenhang mit dem Ort oder weiteren Objekten (visuell). Die Anordnung und das zu Hörende folgt im künstlerischen Kontext einer gewissen Absicht, nämlich der Idee oder der Aussage der Künstlerin oder des Künstlers.
Die Klanginstallation zeichnet sich im Wesentlichen dadurch aus, dass es nicht zwingend einen Interpreten bedarf, also keinen ausführenden Musiker, der die Klänge erzeugt. Stattdessen kommen häufig Lautsprecher zum Einsatz, deren wiedergegebenes Klangmaterial vorbestimmt ist (Vorbestimmung auch im Sinne von zufälligen und generativen Prozessen, die im Vorfeld definiert werden). Abhängig von der räumlichen Anordnung der Lautsprecher kann bspw. ein Raumklang erzeugt werden, der den Besucher losgelöst vom Lautsprecher als Objekt diffus umhüllt und keine genaue Verortung der Schallereignisse zulässt (raumbezogen). Im Gegensatz dazu lässt sich ein Lautsprecher auch gezielt an ein (z.B. visuelles) Objekt koppeln, um die Illusion zu erzeugen, dieses Objekt sei die Ursache des Klanges. Somit ist eine Klanginstallation eine räumlichakustische Inszenierung. Neben der Verwendung von Lautsprechern ist jede Art von mechanischer Einwirkung auf verschiedenste Materialien denkbar, die Schallwellen auslösen. Ebenso kann der Besucher der Installation aufgefordert werden, den Schall an einer Apparatur zu erzeugen. Die Anordnung der Klänge unterliegt dabei immer einer zeitlichen Struktur, die im Vorfeld exakt ausgearbeitet werden kann, z.B. in Form eines vorproduzierten Audiofiles, oder mithilfe von zufälligen oder generativen Prozessen unvorhehbare Varianten einer Abfolge von Samples erzeugt. Vorproduzierte Klänge laufen Gefahr, von dem/der Zuhörer/in als solche erkannt und als störend empfunden zu werden, während Varianten einer Sequenz über längere Zeit interessant erscheinen.
Schallwellen sind mechanische Schwingungen, die sich ausgehend von einer Quelle in einem elastischen Medium ausbreiten. Das Gehör ist in der Lage, diese Schwingungen aufzunehmen, in elektrische Impulse umzuwandeln und über Nervenbahnen an das Gehirn weiterzuleiten. Im Gehirn findet eine Auswertung dieser Sinnesreize statt, die bei Bewusstwerdung schließlich als Hörereignis empfunden werden. Die Empfindung eines Schallereignisses kann der Gestalttheorie folgend als Klangobjekt definiert werden, welches einem subjektiven Abbild in der Wahrnehmung des/der Zuhörers/in entspricht. Ebenso werden akustische Räume oder diffus umhüllende Klänge als auditive Räume empfunden. Klanginstallationen sind nicht mit natürlichen Höremgebungen gleichzusetzen, deren Ereignisse uns vertraut und vorhersagbar erscheinen. Vielmehr wird mit der Wahrnehmung des Zuhörers gespielt, Gewohntes verfremdet oder werden Erwartungen bewusst nicht erfüllt.
Im Prototyp von Healing Environment treten die Lautsprecher als Objekte in den Hintergrund und erzeugen mithilfe eines Ambisonics Algorithmus – ein Verfahren zur dreidiminsionalen Abbildung von Klängen im Raum – ein virtuelles Schallfeld. Der Zuhörer nimmt Klangobjekte innerhalb des Raumes wahr, losgelöst von einer sichtbaren Schallquelle. Es entsteht ein auditiver Raum, der frei gestaltbar ist und den Empfindungen, die ein Wartezimmer auslöst, entgegenwirken soll.
Stefan Troschka, 18.09.2016