Healing Soundscape: Hospital Acoutics 2.0

von Evert Ph.J. De Ruiter
Deutsche Zusammenfassung von Johanna Balks

Für die Genesung von Krankenhauspatienten ist nicht nur die medizinische Versorgung relevant, auch die Umgebung spielt eine bedeutende Rolle.

Es wurde bereits viel über visuelle Aspekte der räumlichen Umgebung geforscht. Die enorme Wichtigkeit der Geräuschkulisse in Krankenhäusern kam ebenfalls zur Sprache. Auf der Station, Intensivstation oder in der Notaufnahme gestaltet sich der Krankenhausalltag wie ein Hörspiel für die Patienten. Alles kündigt sich zuerst akustisch an: Schritte der Krankenpfleger, Gespräche der Ärzte, Alarmpiepen, Beatmungsgeräte, Aufrufe u.v.m.

Der Begriff SOUNDSCAPE wurde früher nur für akustische Verhältnisse im Freien verwandt. Soundscape passt ebenso gut für Räume innerhalb von Gebäuden.

Geräusche wurden bislang bei der Frage nach Einfluss und Auswirkung auf die Umgebung negativ gewertet, etwa wie giftige Gase im Sinne von Umweltverschmutzung. Ebenso wie Schadstoffe durch Konzentrationswerte bestimmt werden können, kann der Geräuschpegel gemessen werden,  in Dezibel.

Geräusche, die als Störfaktoren eingeordnet werden, müssen kontrolliert und reguliert werden. Dazu gibt es Richtlinien in allen europäischen Ländern.

Geräusche können aber auch Orientierung geben. Besonders in großen Gebäudekomplexen, wie Krankenhäuser es sind, können „Hör-Erkennungszeichen“ hilfreich sein.

Thema Lärmschutz:

Es gibt zwei Variable, um Lärmschutz zu bemessen: Pegelmessung (Spektraler Aspekt) und Verlaufsmessung (Zeitaspekt).

Die WHO empfiehlt ein maximalen „Geräuschwert“ für angemessenen Lärmschutz in Krankenhäusern, der sich jedoch nur auf Hintergrundgeräusche bezieht. Medizinischen Fachzeitschriften zufolge wird dieser Richtwert kaum erfüllt.

Geräusche und Klänge beeinflussen bewusst und unbewusst. Dahinein spielen andere Variable, wie z.B. Charakter, Wiedererkennung, Beziehung, Bedürfnis zur Klangquelle. Es ist äußerst schwierig, diese Aspekte zu berücksichtigen.

Definition Soundscape:

Soundscape bezeichnet die klangliche Umgebung und wie sie vom Einzelnen und der Gesellschaft empfunden wird. (Axelson)

Im Freien bevorzugen viele Menschen natürlich Naturgeräusche den Baustellen- und Verkehrs-geräuschen (a priori geforscht). Allerdings ist die Gestaltung von Soundscape sehr schwierig, da sich die äußeren Bedingungen ständig ändern können. Innerhalb von Gebäuden sind die relevanten Quellen deutlich komplexer und schwieriger festzulegen. Die Eigenschaften der Quelle sind wichtig und die persönliche Beziehung zu ihr seitens des Beobachters. Die Klänge können individuell verschiedenste Assoziationen hervorrufen, beruhigend, beängstigend u.s.w. Die Gestaltung einer Soundscape ist aber durch konstantere äußere Bedingungen leichter, ausgenommen öffentlicher Räume wie z.B. das Foyer.

Klangquellen:

Man sollte eine ganzheitliche Analyse der Geräuschquellen vornehmen, in der der Schall als Gesamtheit betrachtet wird und all seine Eigenschaften berücksichtigt werden. Dazu ist eine Analyse der einzelnen Klangquellen a posteriori erforderlich. Diese wird durch die unglaubliche Komplexität des Hörers erschwert.

Um einen Verbesserungsansatz zu finden, müssen sowohl positive, als auch negative Elemente der Quellen bestimmt werden.

Diesem Verfahren gegenüber steht das reduktionistische Verfahren, das Klangfeld a priori zu bestimmen, eine Bestandsliste relevanter Klangquellen und ihren möglichen Eigenschaften anzufertigen.

Effektgeräte

Ein komplexer Klang kann entweder objektiv oder psychoakustisch ausgedrückt werden; objektiv in Variablen wie Spektrum, Pegel, Zeit, Verlauf; psychoakustisch z.B. als rau, scharf, matt (wie es für den Hörer ist).

Die Mittel zur Gestaltung der Soundscape sind begrenzt. Entweder die Klangquelle wird manipuliert (Eliminiert, angepasst oder neues hinzugefügt) oder man baut eine Schallisolation ein.

Gebäudeplanung:

Störende Geräusche können durch Schalldämmung, speziellen Bodenbelag, schalldichten Türen, größeren Krankenbetträdern u.s.w. vermieden werden. Bei der Neuplanung eines Krankenhauses sollten Patientenzimmer fern der Hauptaxen geplant werden. Aber auch in bestehenden Krankenhäusern kann einiges gegen störende Geräuschquellen getan werden, wie Schalldämmung.

Berichte über die aktuelle Situation sind meist phänomenologisch betrachtend: das Verhalten der Mitarbeiter, Alarme u.a. seien zu laut. Kokani äußert, dass Vorschriften zur Verhaltensänderung des Personals auch nicht helfen würden. Der Einfluss des Gebäudeplans auf die Raumakustik wird selten erwähnt.

Sprachkommunikation im Krankenhaus

Leise Gespräche wirken beruhigend; halblaute verleiten zu Missverständnissen, wenn einzelne Gesprächsfetzen verstanden und falsch interpretiert werden. Direkte Ansprache sollte gut verständlich sein.

Die Schalldämmung sollte gewährleisten, dass Sprache am richtigen Ort gut verständlich, bzw. nicht verständlich ist.

Patientenzimmer

Viele Klangquellen tragen Relevanz – leichte, auf der Architektur basierende Abwandlungen vorbehalten. Beispiele sind: Verkehrsgeräusche, Klimaanlage, Flurgeräusche, Medizinische Geräte, Alarme, Klingeln, Türenschlagen, Gespräche des Personals, Besuchergespräche, Eisspender u.a.m.

Schwesternzimmer:

Schlafruhe spielt hier keine Rolle. Der Betrieb sollte jedoch nicht die benachbarten Zimmer stören. Klangquellen sind ähnlich wie im Patientenzimmer Verkehrsgeräusch von draußen, Klimaanlage, Telefonklingeln, Nachbarräume, Eisspender, Geräusche aus dem Badezimmer.

Fazit

Bei der Gestaltung von Soundscape handelt es sich um mehr als um Lärmschutz. Es ist noch viel Feldforschung von Nöten. Einzelne Klangquellen müssen mehr erforscht werden.

Anhang: aus den WHO-Richtlinien für Krankenhäuser

Akustische Hauptstörfaktoren in in den meisten Krankenhausräume sind Schlafbeeinträchtigung, Ärger, Kommunikationsprobleme und Störung durch Warnsignale.

Das lauteste Geräuschereignis sollte während der Nacht 40 dB nicht überschreiten. Im Schwesternzimmer sollte nachts allgemein 30 dB, bzw. bei besonderen Geräuschereignissen 40 dB nicht überschritten werden.

Letzteres gilt tagsüber und abends für alle Räume. Ein Gerät sollte die Maximallautstärke messen.

In der Intensiv- und Neugeborenenstation – spezielle in den Inkubatoren, kann zu starker Schalldruck schwere Schäden, wie Schlafstörungen und Hörschäden davontragen. Für angemessene Richtlinien zum Schalldruck in Inkubatoren fehlen noch die notwendigen Untersuchungen.